Im Überblick:
- Die Federal Reserve hat die Straffung der Geldpolitik eingestellt und damit den Weg für weiteres Wachstum in den Emerging Markets geebnet.
- Die meisten Wahlen liegen hinter uns, sodass sich die Regierungen der Emerging Markts jetzt wieder mit wichtigen Reformen befassen können und damit, ihre Wirtschaft zu stärken. Zusätzlich ist das Risiko für negative Schlagzeilen deutlich geringer.
- In diesem wachsenden und immer stärker werdenden Anlageuniversum dürften jetzt inländische und schwellenländerspezifische Faktoren immer relevanter werden.
- Genau wie im Jahr 2019 wird es Gewinner und Verlierer geben. Selektivität bleibt weiterhin wichtig.
EM Local Currency Debt
In vielen Emerging Markets wurde dieses Jahr gewählt. Peter Eerdmans reflektiert, wie es in den Emerging Markets jetzt weitergeht.
Q Wie schätzen Sie das letzte Jahr insgesamt ein?
Für Emerging-Market-Anleihen war es ein gutes Jahr. Der Weg war zwar alles andere als gradlinig, aber das Ergebnis war recht gut.
Wie wir bereits im Juni geschrieben haben, endete der Zyklus der restriktiven Geldpolitik früher als von vielen Anlegern erwartet. Die Emerging Markets und insbesondere Lokalwährungsanleihen haben stark von den fallenden US-Zinsen profitiert. Die Rallye war stark genug, um die eher schwache Währungsentwicklung auszugleichen.
Das Jahr 2019 war voller Erfolgsgeschichten. Wichtige Reformfortschritte in Brasilien. In Ägypten ernteten Wirtschaft und Finanzmärkte die Früchte der jüngsten Reformen. Russland punktete mit einer starken Wirtschaft und einer glaubwürdigen Zentralbank. Und in der Ukraine begann mit der Wahl eines wirtschaftsfreundlichen Präsidenten ein neues Kapitel.
Dennoch gab es einige Probleme, die die Anlageklasse etwas gedämpft haben. Dazu zählten Zweifel an der Weltkonjunktur, das Auf und Ab bei den Handelsgesprächen zwischen USA und China und politische Unsicherheit in einigen Emerging Markets.
Q Was wird im Jahr 2020 anders sein?
Wir teilen die Meinung unserer Kollegen aus dem Bereich Investmentgrade-Anleihen, dass einige Probleme, die in 2019 für volatile Märkte gesorgt haben, nachgelassen haben. Das Umfeld dürfte also stabiler sein. Topfit ist die Weltwirtschaft zwar noch nicht, aber 2020 wird es weniger ernste Risiken geben.
Außerdem könnte die unsichere Weltkonjunktur der Anlageklasse in die Hände spielen. In vielen Emerging Markets haben die Zentralbanken die Zinsen bereits gesenkt, um das Wachstum zu fördern. Als die USA ihre Zinsen erhöhten, konnten sie das nicht, weil dann ihre Währungen weniger wettbewerbsfähig geworden wären. Da die Fed aber wieder expansiver wird, haben die Emerging Markets mehr Spielraum, durch eine ebenfalls lockere Geldpolitik ihr Wachstum anzukurbeln. Außerdem gehen wir davon aus, dass sie eine vorsichtige aber wirkungsvolle Fiskalpolitik betreiben werden.
Ein weiterer Unterschied zum Jahr 2019 wird sein, dass sich das politische Umfeld in den Emerging Markets beruhigen dürfte. Schlagzeilen im Zusammenhang mit Wahlen können zu starken Schwankungen in der Anlageklasse führen. Das hat die Entwicklung nach der überraschenden Vorwahlen in Argentinien eindrucksvoll gezeigt. Im Jahr 2020 sind aber nur wenige politische Überraschungen zu erwarten. Für Investoren bedeutet das ein geringeres Risiko durch Wahlen und eine bessere Prognostizierbarkeit. Für die Regierungen der Emerging Markets ist das eine gute Gelegenheit, wichtige Reformen und Stabilisierungsmaßnahmen voranzutreiben.
Für das Jahr 2020 erwarten wir also ein besseres Umfeld für Emerging-Market-Anleihen. Deshalb – und wegen der im Vergleich zu Industrieländertiteln noch immer günstigen Bewertungen – halten wir die Assetklasse für vielversprechend. Ebenso wie unsere Kollegen aus dem Bereich Emerging-Market-Unternehmensanleihen, sehen wir, dass die Nachfrage nach dieser Anlageklasse steigen könnte, weil immer mehr Investoren den langfristigen Mehrwert für ihr Portfolio erkennen.
Q Welche Veränderungen erwarten Sie für die Emerging Markets?
Zweifellos wird die Entwicklung in den Industrieländern, nicht zuletzt in den USA, weiterhin Auswirkungen auf Emerging-Market-Anleihen haben. Aber Investoren vergessen leicht wie wichtig auch die inländischen Faktoren sind. Wir gehen davon, dass sie in Zukunft eine noch größere Rolle spielen werden.
Langfristige Trends, wie der Wandel Chinas, das zunehmend auf den Inlandskonsum statt auf Exporte setzt, dürften sich fortsetzen. Wie unser Kollege Wilfred Wee geschrieben hat, beschleunigt die Außenpolitik der USA diesen Wandel zusätzlich. Allgemeiner gesagt: Die derzeitigen Fortschritte vieler dieser Volkswirtschaften werden dazu beitragen, dass länderspezifische Faktoren die Erträge in 2020 stärker bestimmen.
Q Welche Emerging Markets werden Sie bevorzugen?
Wir investieren gern in Länder, die Strukturreformen umsetzen können und wollen.
Unter den Emerging Markets finden sich einige mit erstaunlichen Erfolgsgeschichten. Interessant finden wir beispielsweise Brasilien, Indonesien und Malaysia. Der Weg ist nie gradlinig, aber als langfristige Investoren fokussieren wir uns auf die Länder mit deutlicher struktureller Stärkung.
Ergänzend dazu und weil wir wissen, dass es in diesem vielfältigen Anlageuniversum immer Gewinner und Verlierer geben wird, halten wir natürlich auch opportunistisch Ausschau nach Ländern mit verhältnismäßig niedriger Bewertung.
Schwellenmarkt (inkl. China): Diese Märkte sind mit einem höheren Risiko finanzieller Verluste verbunden als weiter entwickelte Märkte, da ihre rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen oder sonstige Systeme eventuell weniger stark entwickelt sind.